Steppenfuchs Mongolei Reisen

Sie befinden sich / You are Home » Hintergrundinformationen über die Mongolei » Hintergrund – Kultur und Geschichte » Steppenfuchs Reisen – Hintergrund – Ulaanbaatar

Ulaanbaatar, die Stadt in der Wüste

Hauptstadt der Mongolischen Volksrepublik liegt im südlichen Chentii-Mittelgebirge in einem grabenartig verbreiterten Abschnitt des von der Steppe beherrschten Tales des Flusses Tuul in etwa 1350 m ü. d. M. Der Ost-West verlaufende Talzug hat im Mittel eine Breite von 4 bis 7 km und ist asymmetrisch aufgebaut. Im Süden der Stadt erhebt sich das bis 2257 m aufragende Bergmassiv des Bogd Uul. An der Nordflanke ist es noch mit der sibirischen Fichten- und Lärchentaiga bedeckt, während die südexponierten Gebirgshänge schon vollständig der Gebirgssteppe angehören. Zwischen dem Tuul und dem Nordrand des Tales liegen drei unterschiedlich gut ausgeformte Terrassen, deren steile Ränder sich auch durch die Stadt verfolgen lassen. Den Hauptteil der Stadt trägt die mittlere Schotterterrasse, die besonders breit am Talausgang des von Norden zufließenden Selbe entwickelt ist. Auf dieser Terrasse sind auch die Ost-West verlaufenden Hauptverkehrsachsen von Straße und Eisenbahn angelegt. Ulaanbaatar mit 600.000 Einwohnern ist nicht nur die größte Stadt, sondern auch das politische, kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes.

Sie wurde im Jahre 1639 als Kloster gegründet und war Sitz des buddhistischen Kirchenoberhauptes in der Mongolei, des Bogdo-Gegem. Im ersten Jahrhundert seines Bestehens wechselte das Kloster ähnlich den nomadisierenden mongolischen Araten oft den Standort. Es war ein Nomadenkloster wie die meisten anderen lahmaistischen Klöster in der Mongolei auch. Erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde es am Nordufer des Tuul, gegenüber dem Bogd Uul (heiliger Berg, Götterberg), ortsfest, und es entwickelte sich daraus die Klosterstadt Urga. Der Name Urga ist vom mongolischen ,,Urgoo“ abgeleitet, was Prunkzelt bedeutet. Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Urga zum religiösen, administrativen und wirtschaftlichen Mittelpunkt der Nordmongolei herangewachsen und das führende Handels- und Verwaltungszentrum des Landes. Die Stadt war zugleich ein Zentrum der mongolischen Feudalherrschaft und wichtigster Umschlagplatz an dem bedeutsamen Karawanentrakt Kjachta Kalgan (heute Zhangjiakou).

Drei große Rayons, den zentralen, den westlichen und den östlichen, gegliedert, die in sich wiederum in Mikrorayons unterteilt werden. Den Mittelpunkt der Hauptstadt bildet ein großer viereckiger Platz auf dem sich ehemals der umfangreiche Gebäudekomplex des lamaistischen Hauptklosters erhob. Er ist nach dem mongolischen Revolutionshelden SUCHBAATAR benannt. Dessen Denkmal steht in der Mitte des Platzes und kündet von der Befreiung des Landes von weißgardistischer und chinesischer Fremdherrschaft. Im Norden wird der Platz auf seiner ganzen Breite vom Regierungsgebäude flankiert. Davor befindet sich nach dem Vorbild des Roten Platzes in Moskau das Mausoleum für SUCHBAATAR und seinen Nachfolger TSCHOIBALSAN. Im Osten fällt neben anderen Zweckbauten vor allem das staatliche Opern- und Schauspielhaus auf.

Im Westen säumen das Hauptpostamt und weitere öffentliche Gebäude den Platz. Nach Süden geht er in den großzügig angelegten Stadtpark über, der den Blick über den Tuul hinweg nach dem waldbestandenen Bogd Uul freigibt. In dieser städtebaulichen Ordnung wird eine jahrtausendkalte Tradition des mongolischen Volkes transparent. Wie die Tür einer jeden Aratenjurte sich nach Süden öffnet, so ist auch der zentrale Platz der Hauptstadt nach der Sonnenseite weit offengehalten.

Um das Stadtzentrum gruppieren sich moderne mehrgeschossige Wohnviertel. Zahlreich sind 10- und 14 geschossige Wohnhochhäuser. Einkaufs- und Dienstleistungseinrichtungen haben vorwiegend in den Hauptstraßen ihren Standort gefunden, wo auch die ersten Gaststätten errichtet wurden. Von den zahlreichen neuen öffentlichen Gebäuden gehört der Hochzeitspalast wohl zu den architektonisch reizvollsten Er ist in Anlehnung an traditionelle Ost- und zentralasiatische Baustile gestaltet worden. Auch das in Form einer alten lamaistischen Tempeljurte errichtete Breitwandkino mit 1200 Sitzplätzen gehört in die Gruppe der Bauwerke mit besonderen architektonischen Aspekten. Im Stadtgebiet nördlich vom Suchbaatar-Platz liegen der Gebäudekomplex der 1942 eröffneten Staatsuniversität und das Staatliche Zentralmuseum mit den drei großen Abteilungen Naturgeschichte, Geschichte und Kunst. Besonders wertvoll und teilweise einmalig sind die paläontologischen Ausstellungsstücke mit Skeletten und Knochenresten von Dinosauriern und Riesenechsen aus der Kreidezeit.

Von den vier Klöstern der Stadt wird nur noch Gandanthegtschenling von 90 bis 100 Mönchen und 35 Novizen bewohnt. Es ist zugleich das einzige Lamakloster in der Mongolischen Volksrepublik, in dem noch lamaistischer Tempeldienst stattfindet. Die Lamas gehen hier täglich ihren religiösen Kulthandlungen nach, so wie es vor einigen Jahrzehnten noch im ganzen Lande üblich war. In das Gandan-Kloster kommen auch heute noch aus allen Teilen des Landes mongolische Buddhisten zum Gebet. Es ist zugleich die einzige Ausbildungsstätte für lamaistische Mönche in der Mongolei. Den Klosterbrüdern steht hier eine der größten buddhistischen Bibliotheken der Welt mit über 70000 Bänden zur Verfügung. Unterrichtet werden die Mönche auch in Philosophie, Geschichte, Psychologie und Naturwissenschaften. Das 1838 gegründete Kloster unterhält Kontakte zu buddhistischen Zentren in über 30 Ländern.

Der aus vier Gebäuden bestehende, von einer Mauer umgebene Klosterkomplex mit seinen Kunstschätzen und seiner wertvollen Bibliothek ist ein besonderer Anziehungspunkt für alle Besucher der Stadt. Er wird alljährlich auch von vielen tausend Touristen aus dem Ausland auf sucht. Unmittelbar nördlich von Gandanthegtschenling steht der höchste Tempel von Ulaanbaatar, der Tempel des Avalokiteschvara. Ihn ließ der Bogdo-Gegen im Jahre 1912 nach der Ausrufung der Unabhängigkeit der Nordmongolei errichten. Er verkörperte zu seiner Zeit das Symbol der nationalen Unabhängigkeit. Im Stadtviertel von Gandan, in dem sich beide Klöster befinden, ist der frühere Bauzustand in den westlich anschließenden Bereichen nahezu noch unverändert bis heute erhalten geblieben.

Die zwei anderen Klöster der Stadt dienen heute als Museum. Das bekannteste ist der Bogdo-Gegen-Palast, eine Kostbarkeit der lamaistischen Kunst, der einmalige Schätze des Buddhismus in seinen Räumen beherbergt. Hier regierte bis 1924 das lamaistische Oberhaupt, ,,Seine Heiligkeit Dschebdsundamba VIII. von Urga“, als achter Großlama in enger Gemeinschaft mit dem einheimischen Feudaladel. Auch das vierte, von 1903 bis 1905 erbaute Kloster Lowsangchädub beherbergt sehr wertvolle z.T. einmalige Kunstschätze der lamaistischen Religion.

Des Weiteren befinden sich im Stadtgebiet von Ulaanbaatar Produktionsstätten der Baustoff-, Möbel-, Holz-, Glas-, Keramik-, der polygraphischen und metallverarbeitenden Industrie sowie leistungsfähige Reparaturwerkstätten mit teilweiser Ersatzteilproduktion für Kraftfahrzeuge und Eisenbahnwagen. Auch das Handwerk ist stark vertreten und weist ein breitgefächertes Produktionsspektrum auf. Die Versorgung mit Fernwärme und Elektroenergie erfolgt über Kraftwerke, die ihre Kohle auf dem Schienenweg aus den Gruben von Nalaich und Baganuur erhalten. Eine nennenswerte extensive Erweiterung der Industrie ist für Ulaanbaatar in den nächsten Jahren nicht mehr vorgesehen. Durch den Bau der Transmongolischen Eisenbahn erhielt Ulaanbaatar1949 Anschluss an das sowjetische und 1956 an das chinesische Eisenbahnnetz.

Weitere Themen

2008 -2023 © Steppenfuchs Reisen. All rights reserved. Designed by Steppenfuchs Reisen